Daß
diese verstehende Güte bei Fontane nicht weichliche Veranlagung, sondern auch
von ihm mühsam errungene Weisheit ist, das zeigen seine Briefe, die oft genug
voll Bitterkeit sind. Aber die Bitterkeit führt eben zu nichts, die Mahnung
heißt »verstehe, steh’ darüber«.
Er teilt keine Prädikate aus. Er läßt sie einfach
handeln, so wenn Bodo die lange Fahrt zum Bahnhof macht, um der alten
Gärtnersfrau den im Scherz versprochenen Kranz aufs Grab zu legen, oder der
alte Graf den Wagen anhält, um Stine den Platz neben sich anzubieten, oder die
Familie des bei St. Privat gefallenen Hauptmanns sich tapfer durchs Leben
schlägt, oder der alte Stechlin seine letzten Gespräche mit dem Gendarmen
führt.
Wenn er die Überspannung des Standesgefühls zu tadeln hat, so läßt er
Effi von ihrem Mann nur die paar Worte sagen: »er war so edel, wie ein Mann
sein kann, der ohne rechte Liebe ist«
R. Berbig, Fontäne Blätter
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