Oftmals verderben einem Nebensächlichkeiten die Freude an der
Hauptsache. So geht es mir mit den "Premium-Produkten" der
ÖBB, den neuen Bahnhöfen und dem RAILJET.
1.
Ich
benütze oft und gern die Eisenbahn und halte mich auch gern an Bahnhöfen auf,
allerdings mehr auf den Bahnsteigen als im Shopping-Center - sicher zum Leidwesen der ÖBB. In letzter Zeit
allerdings wird mir der Spaß an den schönen neuen Verkehrs-Bauten zusehends
verdorben durch die harsche Domina-Stimme aus dem Hohen Norden, die da
aus den Lautsprechern schallt. Das ist nun sicher keine Lohner-Nostalgie, aber
es muss doch noch Schauspielerinnen geben (vielleicht nicht gerade aus dem
Burgtheater), die ein akzentfreies Deutsch sprechen können; die SBB
beispielsweise haben so eine gefunden. Ich frage mich, ob die
ÖBB-Verantwortlichen dafür kein Ohr haben oder nur eines, das an RTL geschult
ist. Auf jeden Fall finde ich es schade, wenn man beispielsweise aus
Deutschland zurückkommt und sich gleich am (übrigens sehr gelungenen)
Salzburger Hauptbahnhof wie auf eine Nordsee-Insel versetzt fühlen muss.
2.
Ich
kann die Begeisterung der ÖBB für den RAILJET nur bedingt teilen: Zwar schätze
ich sehr die durch ihn (und den Bahnausbau) erreichten kurzen Reisezeiten in
den Westen, aber ich fühle mich in ihm klaustrophobisch beengt und das liegt
nur an der Bestuhlung! Ich finde die Sitze um mindestens 15cm zu hoch.
Wenn man einen Gang-Sitz hat, ist man wirklich auf die Monitore angewiesen, um
sich geographisch orientieren zu können. Dazu kommt noch, dass viele Fenster
durch Eigen- oder Fremdwerbung zugeklebt sind (gottseidank nicht bei den
ČD-Garnituren). Ich gehöre halt leider noch zu der Generation, die beim
Reisen gerne aus dem Fenster schaut und nicht nur auf den PC- oder
Smartphone-Monitor. Aber auch da wird man nicht richtig glücklich, denn die
Sitze sind so unstabil, dass die Geräte (v.a. tablets) gefährlich zu
hüpfen beginnen, wenn sich der Vordermann etwas heftiger bewegt. Richtig gut
hingegen finde ich die kleinen Knöpfe zum Aufhängen von Jacken am Vorder-Sitz.
Die ÖBB betonen ja immer ihre Orientierung auf Kundenzufriedenheit, aber ich fürchte, dass die erwähnten „nebensächlichen“ Punkte dabei keine Beachtung
finden werden. Punkt 2. ist ja wohl hinsichtlich der Sitze kaum mehr zu
ändern, aber vielleicht besteht beim Punkt 1. noch geringe Hoffnung auf akustische
Linderung, obwohl wahrscheinlich die große Mehrheit der Kunden den Unterschied nicht einmal hören könnte.
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