Brief an die ORF3-Redaktion:
Allzuviel ist ungesund – man merkt die Absicht und wird
verstimmt: Fast alle Themen, die sich auch nur irgendwie dazu eignen, werden in
Ihrem Sender mit Anti-Nazi-Würzung serviert, manche davon leider auch stark
überwürzt und mit unversöhnlicher Tendenz. Ein Beispiel die heutige
Sendung über Salzburg: „Festspiele im Mustergau“ von einem Hr. Novak. Da
werden u.a. jene Künstler, die in der Nazizeit Karriere gemacht und nach
Kriegsende wieder auftreten durften, in abfälliger Konnotation präsentiert; so
wird z. B. zur Illustration Wilhelm Furtwängler gezeigt, wie er ein
Violinkonzert dirigiert. Nicht dazugesagt wurde, wer der Geiger war: Yehudi
Menuhin – und das war bereits 1946!!
Nur ein Beispiel, gewiss, aber bezeichnend für die Grund-Tendenz
Ihres Senders. Ihre bild- und tonangebenden Redakteure sollten nicht davon
ausgehen, dass ihre eigene Interessenslage gleichlaufend mit jener der meisten
Zuseher ist. Oder sehen sie es als ihre Aufgabe an, das Publikum dahingehend zu
erziehen? Wenn mich mein Eindruck nicht täuscht, interessiert sich nur ein sehr
kleiner Teil der Jugend in dem von Ihnen gewünschten Ausmaß für die Nazizeit,
und wenn, dann eher in der hollywood-mäßigen Aufbereitung als ‚action‘.
Und jener Teil der Bevölkerung, der selber noch involviert
war – und sei sei es nur, weil er in dieser Zeit geboren wurde (so wie ich) -
hat sich längst sein Urteil gebildet und bedarf Ihrer Belehrung nicht. Solcherart „Unbelehrbare“ stehen nur in den seltensten Fällen positiv zur Nazizeit – wo
sind also Ihre Erziehungsobjekte? Die wirklich Unbelehrbaren errreichen Sie mit
ORF3 ohnehin nicht. Ich glaube, Sie machen das zu Ihrer eigenen Befriedigung –
aber allzuviel Trommeln macht taub, auch den Trommler selbst.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen