Samstag, 15. September 2012

Körper und Seele

"...daß die Verquickung von Körper und Seele weit inniger, die Seele etwas viel Körperlicheres, die Bestimmbarkeit des Körperlichen durch das Seelische viel weitergehender ist, als man zeitweise zu glauben gewußt hat."

Th. Mann, Joseph u. s. Brüder, 1. Band

Auch hier wieder ein Gedanke, der mich schon jahrzehntelang beschäftigt, perfekt ausgedrückt! Das ist m. E. eines der größten Geheimnisse. Die Schulmedizin verweigert sich größtenteils dieser Erkenntnis; man denke nur an die geifernden Verurteilungen der Homöopathie. Natürlich machen sich genau das auch die Scharlatane zu nutze.
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Ein anderes Zitat daraus:
"Dein Sinn sei hell, klar und heiter!"
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Und das ist von I. Kant:
Der Körper ist nur die Form der Seele.
...wobei: Kann man das Wörtchen "nur" auch weglassen?

Sonntag, 9. September 2012

Spiegel

Jemandem einen Spiegel vorzuhalten bedeutet auch, dass man sich dahinter verstecken kann.

Undeutlich

Thomas Mann spricht in seinem Joseph-Roman von der "Undeutlichkeit Gottes".
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Habe mir "Joseph und seine Brüder" nach langer Zeit wieder vorgenommen. Bin seinerzeit im 2. Band steckengeblieben - und das war gut so, denn ich kann mir gar nicht vorstellen, dass ich damals viel verstanden habe.
Eine Formulierung wie die obige finde ich einfach "göttlich". Und da wird noch mehr kommen - auch in diesem Blog.

Samstag, 8. September 2012

Älterwerden

„Wenn man älter wird, so lernt man eben einsehen, dass man von einem Menschen nicht alles verlangen kann und dass man zufrieden sein muss, wenn ein Weinstock Trauben trägt. In jüngeren Jahren verlangt man auch noch Erd- und Himbeeren dazu.“
Th. Fontane

Dienstag, 4. September 2012

Wahrscheinlichkeit

" Es ist unwahrscheinlich, dass das Unwahrscheinliche nicht geschehe".

A. Schopenhauer.
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Ob das als Begründung für's  Lottospielen taugt?

Montag, 3. September 2012

Fremdschämen

Dieser Begriff ist für mich der Inbegriff der Heuchelei. Das können nur Leute von anderen verlangen, die der Ansicht sind, dass sie selbst nichts zum Schämen haben.

Schämen ist doch untrennbar verbunden mit Verantwortung: Sich für etwas zu schämen, wofür man nichts kann, ist unnatürlich. Ich kann mich schämen für einen Partner, für meine Kinder oder für andere Menschen, für die ich Verantwortung trage. Sich für seine Eltern oder für Verwandte zu schämen, auf deren Verhalten ich keinen Einfluss hatte oder habe, scheint mir pervers; es sei denn, man glaubt an Sippenhaft.

Aber in Wirklichkeit wollen die "Fremdschämer" ja nur zum Ausdruck bringen, dass sich jemand anderer gefälligst schämen sollte und weil er dies "augenscheinlich" nicht tut, schämen sie sich stellvertretend für ihn. Wie edel - aber es kostet nichts und bringt Aufmerksamkeit: man könnte es auch "lautschämen" nennen im Gegensatz zum "stillschämen", was ja wohl die echtere Form ist.

Fremdschämer findet man häufig unter jenen, die auch die "Fernstenliebe" praktizieren.

Jemand empfindet Empörung über gesellschaftliches Verhalten: "Da muss man was machen" ist die ganz natürliche Reaktion. Wenn mit dem "man" nur andere gemeint sind, sollte "man selbst"  besser den Mund halten.

Freitag, 31. August 2012

Moralischer Ellenbogen

Der moralische Ellenbogen ist die wirksamste Form, sich in der Gesellschaft durchzusetzen bzw. sich selbst zu "verwirklichen", ohne Anstoß zu erregen.
"Tu Gutes und bereichere Dich daran"!

Moderner Ablaß

Der Ablasshandel ist ja seit dem 16. Jh. streng verboten, aber den Ablaß selbst gibt es noch immer:

"Um einen Ablass zu gewinnen, müssen Katholiken in der Regel ein bestimmtes frommes Werk (z. B. Wallfahrt, Kirchen- oder Friedhofsbesuch) in angemessener Disposition vollbringen." -  Wichtig ist dabei v. a. die angemessene, d. h. öffentliche Sichtbarkeit!

Es gibt aber auch eine modernere und völlig untheologische Form des Ablasses, nämlich sich öffentlich als Gutmensch zu deklarieren. Als solcher auch zu handeln ist nicht unbedingt erforderlich, aber wenn, dann ist auch hier die öffentliche Sichtbarkeit wesentlich! 
Dafür handelt man sich jenes gute Gewissen ein, das einem in anderen, nicht einsehbaren Bereichen die größten Schweinereien erlaubt.