Von Georg Biron, geboren 1958, lebt als Schriftsteller, Reporter, Regisseur und Schauspieler in Wien.
Zur Natur-, Kultur- und Mediengeschichte des sagenumwobenen, einzelgängerischen Pelztiers.WZ vom 04.09.2021, 08:00 Uhr I Update: 04.09.2021, 08:11 Uhr
Die geheimnisvolle Katze ist aber nicht nur auf der Musicalbühne zu
finden, sondern in fast jeder Kultur, und schon früh wurde sie als Vermittlerin
zwischen den Welten bewundert.
Die Katze begleitet die Götter auf leisen Pfoten, sie wandelt als
Botschafterin zwischen Heiligen und Menschen umher, sie streift durch die
gespenstischen Landschaften unserer Träume und schützt uns vor den Mächten des
Bösen. Sie hütet die alten Geheimnisse der Natur, und manchmal kann sie sogar
Tote wieder zum Leben erwecken. Ganz nebenbei tragen Katzen die Weisheiten
aller großen Philosophien in sich.
Der amerikanische Poet Dilys Bennett Laing berichtet von einem Gespräch mit seiner Vertrauten: "Ich ließ das Buch ,Die Bedeutung des Zen' sinken und sah die Katze in ihr Fell lächeln, während sie es sorgsam mit ihrer rosa Zunge kämmte. ,Katze, ich würde dir dieses Buch zum Lernen leihen, aber es scheint, als hättest du es schon gelesen.' Sie hob ihren Kopf und sah mich direkt an: ,Sei nicht albern', schnurrte sie, 'ich habe es geschrieben'.
Es ist wie mit den Beatles und den Rolling Stones. Wie mit Georg Danzer
und Wolfgang Ambros. Wie mit Austria und Rapid. Oder wie mit Hund und Katz'. Es
sind unterschiedliche Weltanschauungen, die die Menschen in zwei Gruppen teilen
- und am Ende doch ein Ganzes ergeben. "Ein Hund ist Prosa", sagt ein
Sprichwort, "eine Katze Poesie." Jedenfalls teilen diese rätselhaften
pelzigen Wesen seit vielen Jahrtausenden mit uns Haus und Hof - und doch wissen
wir relativ wenig über diese einzelgängerischen Tiere.
Meine Kätzchen lieben mich. Sie stammen von einem steirischen Bauernhof,
heißen Che und Chica und haben eine neue Qualität in mein Leben
gebracht. Katzen sind perfekte Partner für einen lebenslustigen, verspielten
Schriftsteller und dienen als sinnlich- luxuriöse Musen und emotionale
Energiespender gegen Mangelerscheinungen des modernen Lebens. Kollegin Eva
Demski hat einmal notiert: "Katzen sind das fellgewordene Lob der Geduld,
der Ruhe und der Einkehr. Sie sind die besten Genossen, wenn man allein ist und
nicht allein sein will."
....ihre Liebe beschämt mich an manchen Tagen. Ich habe diese Zuneigung nicht verdient, denke ich - und stehe augenblicklich in ihrer Schuld. Beschämt eile ich zum Kühlschrank, gefolgt von Che und Chica, um ihnen Essen und Trinken zu servieren, und als Zeichen ihrer Zuneigung und Liebe kommen sie nachts zu mir ins Bett und legen mir ihre Pfötchen auf die Schultern.
"Auf
Katzenpfaden"
Viele Frauen werden auch heute noch mit dem Vergleich mit einer Katze
konfrontiert - nicht nur in Österreich, wo der Ausdruck ''klasse Katz" erotisches Verlangen in
die Augen mancher Männer zaubert.
Auch die schöne Carmen aus Spanien soll viel von einer stolzen Katze an sich gehabt haben, die niemals kommt, wenn man(n) nach ihr ruft, sondern sich nur dann nähert, wenn sie selbst es will. Und natürlich ist Carmen in der Vorstellung von Frauenhassern falsch und treulos, wie eine Katze eben, die sich an ein und demselben Tag mehreren Katern lustvoll hingibt.
In der männlichen Phantasie ist die Katze eben mehr als nur ein
schmeichlerisches Wesen mit exzentrischem Sexualtrieb. Die Katze erscheint dann
als die Frau schlechthin. Und in der Geschichte ist sie oft auch die
Begleiterin von sehr eigenständigen Frauen, die ihren Willen nicht von Männern,
sei's Geliebter oder Vater, brechen lassen wollen. Schöne Feen, tapfere
Göttinnen und verfluchte Hexen treiben sich mit Katzen herum - Frauen eben, die
sich nicht so leicht besitzen lassen.
Die Kulturgeschichte der Miezen ist auch Religionsgeschichte. Buddhisten
beispielsweise sind davon überzeugt: "Indem man das Wesen einer Katze
meditiert, vermag man die Erleuchtung zu erlangen." Zu sehr sollte man
sich in Katzen aber nicht verlieben, weil eine solche Liebe vom Nirwana
ablenkt. Deshalb hat der Dalai Lama vor kurzem eine kleine Katze weggegeben,
die ihm zu sehr ans Herz gewachsen ist.
Die alten Ägypter sahen in den Veränderungen an der Pupille im
Katzenauge das Zunehmen und Abnehmen des Mondes. Auch die Inder, die schon vor
mehr als 5.000 Jahren die pelzwangigen Raubtiere zu schätzen wussten, brachten
sie mit dem Mond in Verbindung, den sie sich als weiße schlafende Katze
vorstellten. Weil sich Katzen beim Schlafen zusammenrollen, gelten die kleinen
heiligen Tiere als Symbol des Lebensflusses schlechthin, als Verbindung
zwischen Ende und Anfang. Und natürlich auch als nützliche Hausgeister, die
plündernde Nagetiere von gefüllten Vorratskammern fernhalten.
Der Maler Hieronymus Bosch, Schöpfer üppiger, wilder Welten auf
Leinwand, zeigt uns im Garten Eden die Katze als gnadenlose Jägerin von
Ungeziefer. Und auch Albrecht Dürer lässt zwischen Adam und Eva in
paradiesischer Ruhe eine Katze schlummern.
In den dunklen Zeiten der Hexenverbrennungen warf man Millionen von
Katzen auf die Scheiterhaufen, um die Verbündeten der ''Teufelsweiber"
auch gleich mit auszurotten. Der "Ketzer" und die "Katze",
das klang für die katholischen Inquisitoren verdächtig ähnlich. Verschont wurden
nur Tiere, deren Fellzeichnung auf der Stirn ein "M" zeigte - "M"
wie Maria, die heilige Jungfrau. Die anderen Katzen waren durch die
Gottesmutter nicht geschützt: Sie starben in den Flammen, gemeinsam mit den
Hexen.
"Darum spielen die Katzen in den Hexensagen eine so wichtige Rolle.
Entweder sie bilden das Gespann der Hexen, oder die Hexen nehmen die Gestalt
dieser Tiere an", meinte der tschechische Forscher Friedrich Nork. Die
Verfolgung der Hexen und ihrer heiligen Katzen war nur der schreckliche und
sichtbare Ausdruck für das Zurückdrängen einer Seite des menschlichen Wesens.
Diese wurde von Priesterinnen, Sippenmüttern, Heilkundigen und Hebammen bis ins
Mittelalter vertreten. Die "heilige Hatz auf die Katz" ist heute zwar
vorbei, der Volksmund weiß aber immer noch Bescheid über den sagenhaft
unheilvollen Zusammenhang zwischen Katze und Frau: "Auch die kleinste
Katze kratzt!" und: "Erst leckt die Katze, dann krallt sie!"
"Unter sämtlichen Geschöpfen gibt es nur eines, das nicht zum
Sklaven der Peitsche gemacht werden kann", notierte der Literat Mark
Twain. "Dieses Geschöpf ist die Katze. Wenn der Mensch mit der Katze
gekreuzt werden könnte, dann würde der Mensch wohl verbessert, die Katze aber
verschlechtert werden."
Noch nie gab es in Österreich so viele Haustiere wie heute: mehr als
vier Millionen. Ein gutes Drittel davon sind Katzen. Allein in Wien lebt in
fast jedem dritten Haushalt eine Katze, und fast jedes zweite goldene
Wienerherz ist davon überzeugt, dass ein Tier mehr Wert hat als ein Mensch.
Wer im Alltag mit vielen Menschen zu tun hat, wendet sich in seiner Freizeit oftmals Tieren zu - und fühlt sich dort weitaus besser verstanden als in menschlicher Gesellschaft. Katzenliebhaber sind vielleicht sogar zärtlichere Menschen. Sie sind kühne Abenteurer im Geiste und sind fasziniert vom weltumspannenden Freiheitsgedanken.
"Selbst die kleinste Katze ist ein Wunderwerk", bemerkte
Leonardo da Vinci voller Ehrfurcht. Sie sind empfindliche Tiere, sehen sechsmal
besser als der Mensch und hören auch mit den Augen, weil sie beim Schauen
bestimmte Frequenzen spüren, die außerhalb unserer Wahrnehmung liegen. Bei
Dunkelheit sehen sie ihre Umgebung wie mit einer Infrarotbrille. Außerdem
können sie ihre Ohren wie Antennen einstellen und damit mehr Laute wahrnehmen
als der Mensch. Und in der Nasenspitze sind 19 Millionen Nervenenden - beim
Mensch nur fünf Millionen.
Immer wieder werden Katzen auch als therapeutische Heilmittel eingesetzt
- mit erstaunlichen Erfolgen. Kranke Menschen, die eine Katze an ihrer Seite
haben, so berichtete das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel", werden
nachweislicher schneller gesund, und deshalb empfehlen 75 Prozent der Ärzte
ihren Patienten in erster Linie Katzen als Haustiere. Das Katzenfell ist eine
Art Mikrowellenstrahler, der in einem für Pflanzen, Tiere und Menschen
besonders günstigen Frequenzbereich von 1,5 bis 6 Gigahertz wirkt. Fühlen wir
uns gerade deshalb in Gesellschaft von Katzen so wohl?
"Die Katze wird als ein Kunstwerk der ganzen Schöpfung erlebt,
deren Schönheit sogar Götter und Feen begeistert", weiß Sergius Golowin,
der über die "Göttin Katze" ein beeindruckendes Buch geschrieben hat.
Tausende Sagen und Märchen hat Golowin gelesen, um die Seele der Katze zu
erforschen. Bis zu seinem Tod vor 15 Jahren hat er sich mit den kleinen
"Glückssternen auf der Erde" befasst - und konnte ihr Geheimnis doch
nicht lüften: "Bei all den schönen Überlieferungen und Regeln darf man
niemals vergessen: Meistens sind es gar nicht wir, die die Katze unseres Lebens
finden. Sie findet uns! Auf einmal haben wir sie, obwohl sie oft gar nicht so
aussieht, wie wir es uns vorher gewünscht haben."
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Und hier Beiträge von mir:
UNTERSCHIED.
Dem Herrchen parieren:
Oberste Hundepflicht!
Derlei Manieren
Braucht mein Kater nicht.
oder aus meinem Twitter:
https://twitter.com/kumpfuz/status/1507754155301027847?s=20&t=MX34hL-rpt-T3qsW10bbGw
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