"Die Nation ist wie ein im Verfall begriffenes Gebäude, aber wir lieben dieses Gebäude und ziehen es einer modernen Wohnung vor. Das war schon wirklich etwas Angenehmes, die Nation. Die Grenzen erlaubten, die Bräuche und verschiedenen Sprachen zu bewahren. Die Welt zeigte nicht die langweilige Einförmigkeit, auf die wir mit Riesenschritten zugehen. Demnächst werden wir eine Weltreise machen, ohne daß wir es überhaupt merken. Das Flugzeug wird uns in einem Flughafen absetzen, der genauso aussieht wie der, von dem wir gestartet sind. Das Hotelzimmer wird genauso sein. Das Menü im Restaurant wird sein wie alle Menüs in allen Restaurants der Welt. Weshalb organisiert man eigentlich keine Weltreisen ohne Zwischenstation? In New York geht man an Bord, und in New York geht man von Bord. Während der Reise schaut man sich einen Film an. Dann und wann, bei Fluggesellschaften, die sich etwas Originelles einfallen lassen, wird dieser Film die Landschaften zeigen, über die man gerade fliegt. Das war schon wirklich etwas Angenehmes, die Nation. Die Nation, das war die Auslage des Lebensmittelhändlers um die Ecke. Das war der Akzent des Kohlenhändlers aus der Auvergne. Das war der Frittengeruch, der aus der Loge der Concierge hochstieg...." Aus JEAN RENOIR, Mein Leben, meine Filme. |
Politische, kulturelle und politische Kommentare ; literarische Kletzen. Motto: Prudenter dubitare!
Freitag, 1. April 2011
Nation
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