ICH KAM IN DIESE WELT HEREIN,
Mich baß zu amüsieren,
Ich wollte gern was Rechtes sein
Und mußte mich immer genieren.
Oft war ich hoffnungsvoll und froh,
Und später kam es doch nicht so.
Nun lauf ich manchen lieben Tag
Hienieden schon herummer,
Wie ich mich drehn und wenden mag,
's ist immer der alte Kummer.
Bald klopft vor Schmerz und bald vor Lust
Das rote Ding in meiner Brust.
Wilhelm Busch
Auch ein Seelenverwandter.....
Und hier noch mehr von ihm:
Lebensgang
So sind wir nun: kriechen heraus, hantieren hier oben eine Zeitlang scheinbar selbständig hin und her und legen uns dann ganz still wieder unter die Kruste.Wie andre, ohne viel zu fragen,
Ob man hier oben mich gebraucht,
So bin auch ich zu Lust und Plagen
Im Strom der Dinge aufgetaucht.
Geduld! In wenigen Minuten
Versink' ich wieder in den Fluten.
Lebenskreislauf
Mein Lebenslauf ist bald erzählt. -
Schlief ich, und nichts hat mir gefehlt,
Was aber nun? -Auf schwachen Krücken,
Bin ich getrost dahingeholpert,
Bin über manchen Stein gestolpert,
Mituntergrad, mitunter krumm,
Und schließlich mußt' ich mich verschnaufen.
Bedenklich rieb ich meine Glatze
Und sah mich in der Gegend um.
0 weh! Ich war im Kreis gelaufen,
Stand wiederum am alten Platze,
Und vor mir dehnt sich lang und breit,
Wie ehedem, die Ewigkeit.
Relativierung
Sehr verständig war der Mann,
Relativität
Die sogenannten Wahrheiten habe ich doch ein wenig im Verdacht der Unbeständigkeit.
Natur und Lehre sind verschieden, Natur ist stärker als
die Lehre - sagen Sie. Natürlich und gewiß! Der Wille ist der Starke, Böse,
Wirkungsvolle, Erste; der Intellekt ist No. 2. - Nichtwollen, Ruhe wär' das
beste. - Wie soll das kommen ?- Da steckts Mysterium.
Schopenhauer hat jedenfalls die ernstliche Absicht, deutlich zu sein, sonst wäre seine Schreibweise nicht so bündig, wie sichs ein Mathematiker nur wünschen könnte. Zudem ist er, mein' ich, immer interessant, obgleich er stets dasselbe Thema variiert; denn dieses Thema ist ja unser Fleisch und Blut. Freilich Kant wird vorausgesetzt. - Den Intellekt darf man nicht als etwas Apartes, Losgetrenntes ansehn, sondern als ein Produkt des Willens, dem es in seiner Dunkelheit unheimlich geworden. Der Intellekt ist ein Organ. Er bringt die Motive in Wechselwirkung, er schließt; aber der Wille beschließt. - Wie oft folgen wir, der reiflichsten Überlegung zum Trotz, im entscheidenden Momente dem dunklen Drange, dem plötzlichen Impuls! - Der Wille ist Kraft; der Intellekt ist Form. - Der Intellekt ist sterblich; der Wille lebt, solang er will.
Unser Dasein besteht aus Wollen. Wollen ist Wünschen.
Wünschen setzt Mangel voraus. Mangel ist Schmerz. Wir leiden Schmerzen, weil
wir so sind. Wir sind
so, weil unsere Erzeuger so waren und deren Erzeuger und so zurück und immer
zurück. Kinder, Eltern, Geschlechter; Familie, Volk, Menschheit sind
intellektuelle Teilungen eines Ganzen; d. h., unser Intellekt sieht alles
durch das Medium von Raum und Zeit. In Wahrheit ist ein Wille, eine Schuld, ein Leiden. Ein Stück davon sitzt
auch in meiner Brust. So nahe wie möglich.
Willensfreiheit
Der freie Wille: Vor der Vernunft ist er nicht zu
erweisen, aber doch muß man ihn fordern, sonst hört alle Selbstverantwortung
auf.